DOKUMENTATION
„Die Biografie eines Menschen ist keine Privatsache, die mit unserer Gesellschaft nichts zu tun hat, sondern jede Erfahrung steht in einem konkreten geschichtlichen und gesellschaftlichen Kontext. In der Lebensgeschichte jedes einzelnen Menschen spiegeln sich die Bedingungen des geschichtlichen, kulturellen und familiären Umfelds, die
für eine ganze Gesellschaft gelten.“ (Bundeszentrale für politische Bildung 2011).
Die Zeitzeugenrecherche für das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus Freiburg brachte Joe Killi und Petra Gaus mit Menschen zwischen 80 und 102 Jahren zusammen.
Während der ersten Begegnungen wurde die Idee des Projektes geboren: Was könnte entstehen, wenn die Enkel- bzw. Urenkel-Generation, also die Jugendlichen von heute im Rahmen von Zeitzeugen-Interviews mit den Seniorinnen und Senioren zusammentreffen würden?
Kann eine wertschätzende Auseinandersetzung mit diesem besonderen Abschnitt der Lebensgeschichten der Senior:innen im Dialog mit den Jugendlichen helfen, Geschichte besser zu verstehen und/oder zu verarbeiten? Wie könnten die Videos der Interviews, ein Film, daraus Texte und neue Ideen aussehen und was könnten sie vermitteln?
Im weiteren Verlauf des Projekts entstanden viele Ideen dazu, Geschichte und Geschichten lebendig werden lassen. Z. B. eine Bühnenperformance, in der die Jugendlichen die Erlebnisse der Senior:innen nacherzählten und darstellten. Eine bereichernde Aufführung für beide Seiten – für Darsteller:innen und Zuschauer:innen, Jugendliche und Senior:innen.
Das Projekt beinhaltet viele Möglichkeiten des Ausbaus. Eventuell entstehen zukünftig weitere künstlerische Verarbeitungen, Performances an authentischen Plätzen oder theatrale Installationen in Freiburg und Umgebung, die die beeindruckenden persönlichen Geschichten und Erlebnisse der Senior:innen nachempfinden lassen.
Jugendliche im Alter von 14 bis 19 Jahren haben Senior:innen des Wohnstifts Rabenkopfstraße in Freiburg über ihr Leben, Erinnerungen und Erfahrungen in der NS-Zeit interviewt und die Gespräche filmisch festgehalten. Die verschiedenen Generationen wurden in den Interviews zusammengebracht und es entstand eine vielschichtige Begegnung. Jugendliche und Zeitzeug:innen begegneten und erinnerten sich und erzählten.
Bewegende Dokumente entstanden, Aufzeichnungen von Erinnerungen. Manche Berichte wurden bisher niemandem anvertraut. In den Gesprächen ging es um Fragen über das Leben als Kind oder Jugendliche:r in der NS-Zeit. Was hielt die Menschen damals am Leben, welche Überlebensstrategien gab es und worin unterschied sich der Alltag zu heute?
Aus den Interviews haben Petra Gaus und Joe Killi unterstützt durch Raimund Schall und Britta Büttner zunächst eine Bühnenperformance erarbeitet. Federführend hat Joris Bürger (ein 17jähriger Teilnehmer des Projektes) mit Petra Gaus und Joe Killi eine filmische Dokumentation produziert, welche am 12. Juli 2023 erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde.
Mitwirkende Jugendliche:
Melike Aribas
Violetta Bausch
Ismene Bäumle
Valeria Bulatov
Joris Bürger (Kamera/Schnitt)
Luca Eberhardt
Marlene Gairing
Johannes Goelz
Julius Gromann
Ana Knetsch
Helen Mößlein
Janna Pastor
Marie Roeder
Mitwirkende Zeitzeug:innen:
Hans-Joachim Bross
Gisela Dost
Gerlinde Fritsch
Peter Fuchs
Eleonore Gellings
Gerda Riegler-Gutjahr
Werner Kästle
Dr. Hans-Jörg Prein
Ursula Risse
Prof. Dr. Hans Risse
Annemie Schleeweis
Dr. Ahmed Robert Vogel
Brigitte Wiederhold
Projekt: Kreativpioniere Freiburg / Schildacker e. V.
Projektleitung: Petra Gaus, Joe Killi
Musik: Joe Killi
Kamera/Schnitt: Joris Bürger, Joe Killi
Kostüme: Gisi Kinsky
Künstlerische Leitung Performance: Raimund Schall
Koordination Wohnstift: Christiane Albiez
Pädagogische Begleitung: Britta Büttner
Journalistischer Support: Ruth Engelhardt
Das folgende Video zeigt in einem Zusammenschnitt aus Film-Archivmaterial und zeigt Leben und Gesellschaft der 30er Jahre in Freiburg. Er vermittelt einen lebendigen Eindruck der Umstände der Kindheit der Zeitzeug:innen. Das Bildmaterial wurde im Zug der Recherchearbeit entdeckt und diente der Vorbereitung der Interviews. Das Film-Archivmaterial stammt aus dem Privatarchiv des Freiburger Architekten Bahlke und wurde uns vom Landesarchiv (Niederlassung Staufen) zur Verfügung gestellt.