TERMINE/AKTUELLES
Foto: Marc Doradzillo
PREISVERLEIHUNG
Statement der Jury:
„Zeit ist vergänglich und wird von historischen Ereignissen dirigiert. Deshalb finde ich es so inspirierend, dass junge Menschen sich für den Erhalt der Geschichte einsetzen, um unsere Demokratie zu schützen und unabhängig des Alters Begegnungspunkte mit der Vergangenheit zu schaffen. Weil unsere Demokratie in unseren Händen liegt.“
Jonas Dehmel, Dachverband der Jugendgemeinderäte Baden-Württemberg
Fast 80 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs halten Rechtsextremismus und Antisemitismus zunehmend Einzug in unsere Gesellschaft. Sie drohen insbesondere unter Jugendlichen salonfähiger zu werden. Es gilt, die Erinnerung an die Geschichte wachzuhalten – „Nemory“ macht das vor.
Wie unterschiedlich der Umgang mit einer Vergangenheit im Dritten Reich in Familien und zwischen Generationen ausfallen kann, stellte sich im Rahmen eines Rechercheauftrags für das Dokumentationszentrum Nationalsozialismus heraus. Seniorinnen und Senioren schilderten darin, dass sie über ihr Erleben dieser Zeit kaum mit jemandem sprechen.
Daraufhin entwickelte sich die Idee, die Bewohnerinnern und Bewohner eines Freiburger Seniorenstifts mit Jugendlichen zusammenzubringen – die sofort voller Interesse an den bewegten Biografien der Älteren waren. Nach einem ersten Kennenlernen kamen mehr als zehn junge Menschen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen im Alter von 80 bis 103 Jahren ins Gespräch.
Auf Augenhöhe konnten sie in offenen Gesprächen unmittelbar von Geschehnissen erfahren und die Geschichte greifbar werden lassen. Die gewonnenen Erkenntnisse wollte die Projektgruppe nicht für sich behalten und stattdessen in einem Dokumentarfilm verewigen. Fragen wie „Was hielt dich in diesen Jahren am Leben?“ oder „Ist es vertretbar, Vergleiche zu heutigen Situationen zu ziehen?“ und weitere gesammelte Informationen bildeten außerdem die Basis eines Bühnenkonzepts, in dem die Jugendlichen von ihren Eindrücken berichteten. Mit der Präsentation im Seniorenstift wurde zusätzlich eine tiefergreifende Diskussion unter den Generationen eingeleitet.
Die Geschichte derer, die inmitten von Diktatur und Krieg aufwachsen mussten, ist nach mittlerweile rund 20 Gesprächen nicht auserzählt. Die Zeit nachzufragen jedoch schwindet. Solange es möglich ist, sollen weitere Erinnerungen gesammelt und Interviews geführt werden, auch mit Expertinnen und Experten, die Perspektiven der Forschung zu den Mechanismen und Folgen des Nationalsozialismus beisteuern können. Maßgeblich vorangetrieben und umgesetzt wird all das in erster Linie von Jugendlichen, deren Interesse an gesellschaftlich-relevanten Themen trotz polarisierenden Zeiten und düsteren Zukunftsaussichten nicht geschmälert wird.
Text Tim Mohrbacher
NOMINIERUNG
In diesem Jahr suchte die Jugendstiftung Baden-Württemberg bereits zum fünfzehnten Mal die besten Projekte und Aktionen für „DeinDing“, den Jugendbildungspreis Baden-Württemberg. Mit dem Preis würdigt das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg das Engagement Jugendlicher sowie Ehren- und Hauptamtlicher in der außerschulischen Jugendbildung.
Am vergangenen Freitag kam die Jury des Jugendbildungspreises DeinDing 2024 zusammen. Sie bestand dieses Jahr aus Vertreter:innen des Landesschülerbeirates Baden-Württemberg, der Jugendpresse Baden-Württemberg, des Deutsch-Türkischen Forums e. V., des Dachverbands der Jugendgemeinderäte, des Landesverband für naturwissenschaftlich-technische Jugendbildung und des Ministeriums für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg.
Aus 100 Projekten nominierten die Jurymitglieder 15 Projekte, die sie für besonders auszeichnungswürdig hielten. Unter diesen wurden im nächsten Schritt die drei Preisträgerprojekte bestimmt. Außerdem wurden – unabhängig von den 15 Nominierten – die beiden Sonderpreise “MINT-Preis“ (gestiftet vom natec e. V.) und der „Preis der Jury“ (gestiftet von der Jugendstiftung BW) gewählt. Diese bis zu 17 Projekte sind zum großen DeinDing-Abschlusstag mit Preisverleihung am 24. Juni 2024 im Jugendhaus dasCANN in Stuttgart eingeladen, wo die Preisträger offiziell verkündet und ausgezeichnet werden. Ich freue mich sehr, Ihnen heute mitteilen zu können, dass sich auch Ihr Projekt „Nemory – ein Zeitzeug:innen-Projekt“ unter diesen 17 Projekten befindet.
Herzlichen Glückwunsch an Sie, die ganze Projektgruppe und besonders an alle beteiligten Kinder und Jugendlichen!
Eine offizielle Einladung zum DeinDing-Abschlusstag mit feierlicher Preisverleihung und Rahmenprogramm werden Sie in den nächsten Wochen gesondert erhalten. Sie und alle Beteiligten dürfen sich jedoch den Termin bereits jetzt im Kalender markieren und freihalten.
Des Weiteren werden alle eingeladenen Projekte online vorgestellt – über Twitter, Instagram und die Webseite. Dafür wird auch dieses Jahr zu jedem Projekt ein kurzes Video erstellt.
Johanna Wohlgemuth
Projektleitung Jugendbildungspreis Baden-Württemberg DeinDing
PREMIERE / FILM
Aus den Interviews haben die Kreativpioniere Freiburg in Zusammenarbeit mit allen Mitwirkenden, zunächst eine Bühnenperformance und dann einen spannenden Dokumentarfilm entwickelt, der am 12. Juli 23 im Schlossbergsaal des SWR in Freiburg, Kartäuserstraße 45, 79102 Freiburg, erstmals öffentlich gezeigt wird.
> Weitere Informationen zum Filmprojekt / Mitwirkende
> Pressebericht des swr Freiburg / 17.07.23
Eintritt frei / 19.00 Uhr
Eine Anmeldung per E-Mail ist erwünscht
VORTRAG / PODIUMSGESPRÄCH
Ausgehend von der gleichnamigen Ausstellung "Ende der Zeitzeugenschft?" im Jüdischen Museum Hohenems spricht die Ko-Kuratorin Miriam Bürer über erzählte Erinnerung, gesellschaftlichen Umgang mit Zeugnissen und über Erinnern/Gedanken ohne Zeitzeug:innen. Im anschießenden Podiumsgespräch mit Miriam Bürer, der Zeitzeugin Ursula Giessler, Julia Wolrab vom Dokumentationszentrum Nationalsozialismus sowie Petra Gaus und Julius Gromann vom Projekt "Nemory" wird das Thema vertieft.
Eintritt frei / Einlass 19.00 Uhr
Eine Anmeldung per E-Mail ist erforderlich
PERFORMANCE
Jugendliche im Alter von 14- bis 19 Jahren haben Senior:innen des Wohnstifts Rabenkopfstraße in Freiburg interviewt. Dabei haben sie wie beim Memory-Spiel Erinnerungskärtchen aufgedeckt und durch Zusammenbringen der verschiedenen Generationen in den den Interviews Paare gebildet. So begegneten sich Jugendliche und Zeitzeug:innen des Nationalsozialismus. In den Gesprächen ging es um Fragen über das Leben als Kind oder Jugendliche:r zur Zeit des Nationalsozialismus: was hielt die Menschen damals am Leben, welche Überlebensstrategien gab es oder worin unterschied sich der Alltag zu heute?
Aus den Interviews haben die Kreativpioniere Freiburg/Schildacker e.V. eine Bühnenperformance entwickelt, die im Wohnstift und im Haus der Jugend aufgeführt wurde. Petra Gaus, Britta Büttner, Raimund Schall und Joe Killi begleiteten und coachten die Jugendlichen hierbei.
Eintritt frei
Eine Anmeldung per E-Mail ist erforderlich